In eigener Sache: Biografie „Bubis Kinnertied“ wird auf der Leipziger Buchmesse vorgestellt

cover-3Vor exakt einem Jahr hatte ich hier berichtet, dass mein Manuskript „auf der Zielgerade“ sei. Auf der Leipziger Buchmesse 2016 übergab ich den Text an den Acabus Verlag, und nun ist es soweit: Nach einem Jahr toller und vertrauensvoller Zusammenarbeit präsentiere ich „Bubis Kinnertied“ in Leipzig auf der Buchmesse.

Ich bin erleichtert, stolz, froh, dankbar… Viele Menschen haben mich selbstlos unterstützt, und allen sage ich auch hier herzlich DANKE. Wer mich auf der Buchmesse besuchen möchte, findet den Acabus Stand in Halle 2 / H 325. Während der vier Messetage gebe ich fünf Lesungen – über einen Besuch würde ich mich riesig freuen!

Hier findet ihr mein Autorenprofil und einen Vorgeschmack aufs Buch:
http://www.acabus-verlag.de/autoren_31/plaisier-detlef-m_1130.htm
Hier stehen die Lesungstermine:
https://www.amazon.de/Detlef-M.-Plaisier/e/B008HPSRWI

Brauchen Autoren Lektoren? – ein Nachschlag

Das Thema hatte ich hier schon einmal behandelt. In diesen Tagen erreicht mich eine Kampagne „Lob der Lektoren“, angestoßen von der Initiative „Vorsicht Buch!„,  mit Aussagen von zwölf Autorinnen und Autoren zur Zusammenarbeit mit ihren Helfern in den Verlagen. Überzeugend! Am besten hat mir schmunzelnd das Statement von Carla Berling gefallen (Heyne / Random House):

„Ich bin oft total betriebsblind, eben weil ich so lange in der Geschichte lebe. Als meine Lektorin dann eine Stelle fand, in der ein Verstorbener einen Brief schreibt, hab ich ihr einen Heiratsantrag gemacht.“

 

Rezension zu: Péter Gárdos, Fieber am Morgen. Oder: Liebe überwindet alles

Inhalt
Péter Gárdos schreibt in seinem Roman „Fieber am Morgen“ über die Vergangenheit seines Vaters Miklós: Der junge Ungar überlebt den Holocaust und wird in Schweden in einem Krankenhaus aufgenommen. Laut seinem dortigen Arzt soll er nur noch sechs Monate zu leben haben, da er an einem unheilbaren Lungenleiden laboriert. Miklós blendet seine Krankheit aus und beschließt stattdessen, Briefe an 117, ebenfalls in Schweden gestrandete Frauen aus seiner Heimatstadt Debrecen zu schreiben. Eine von ihnen soll seine Ehefrau werden, so sein Plan.

Lili Reich, eine der 117 Frauen, antwortet ihm. Ein reger Briefwechsel beginnt und bald schon steht fest: Miklós und Lili wollen ihr Leben gemeinsam verbringen. Doch zuvor müssen noch Hindernisse und Schwierigkeiten vielfältiger Art überwunden werden. Und das Wichtigste: Miklós darf nicht sterben.

Meine Meinung
Es war mir eine große Freude, dieses Buch lesen zu dürfen. Péter Gárdos beschreibt anhand der Briefe seiner Eltern sehr eindrucksvoll deren innerste Gefühle und Gedanken. Auch lässt er den Leser hautnah am Alltagsleben im Krankenhaus bzw. im Auffanglager in Schweden teilnehmen.

Es hat mich sehr berührt, mit welch großem Einfühlungsvermögen Péter Gárdos über die Hindernisse seiner Eltern zum Glück schreibt, besonders über die Eifersucht und den Neid der (falschen) Freundin Lilis und die vermeintlich unheilbare Krankheit Miklós‘. Aber auch die Sanftmut und die doch sehr unkonventionelle Hilfe des Rabbi Kronheim haben mich beeindruckt.

Ein gelungenes Werk und daher absolut empfehlenswert!

Danke für die Leseeindrücke an Hannelore Kranebitter

Es ist Zeit für den Wintervorrat …

buecher-surwold-okt-2016-foto-graefenstein… an Wein und Marmelade und Lebkuchen, besonders aber an Büchern. Die Tage der Frankfurter Buchmesse sind immer das Wecksignal, den SuB für die Wintertage anzulegen. Diesmal sind viele Titel der Partneregion Niederlande/Flandern dabei, dazu Aktuelles zur Flüchtlingsfrage, ein bisschen Spannung und Kirche, ein chinesischer Kochkurs und auch eine gute Portion der dunkleren deutschen Geschichte in fesselnden Biografien. Ich habe mir sagen lassen, dass in meiner neuen Heimat hier oben die Winter heftiger werden können. Nun denn, mögen die Abende kommen. Der Platz auf dem Bücherregal ist freigeräumt, und da stehen demnächst (Reihenfolge ist keine Rangfolge)

  1. Nina Weijers, Die Konsequenzen. Roman, 359 Seiten, ET 8.8.2016 bei Suhrkamp
  2. Chris de Stoop, Das ist mein Hof. 320 Seiten, ET 22.9.2016 bei S. Fischer
  3. Kees van Beijnum, Die Zerbrechlichkeit der Welt. Roman, 480 Seiten, ET 3.10.2016 bei C. Bertelsmann
  4. Ernest van der Kwast, Fünf Viertelstunden bis zum Meer. 96 Seiten, ET 10.2.2015 bei mare
  5. Hendrik Groen, Eierlikörtage. 416 Seiten, ET 1.8.2016 bei Piper
  6. Joost de Vries, Die Republik. Roman, 304 Seiten, ET 29.8.2016 bei Heyne
  7. Gerbrand Bakker, Jasper und sein Knecht. 445 Seiten, ET  11.9.2016 bei Suhrkamp
  8. Beate Teresa Hanika, Das Marillenmädchen. Roman, 256 Seiten, ET 12.09.2016 bei btb
  9. Ipak Demirtas, Wintermädchen. Roman, 360 Seiten, bei acabus
  10. Bettina Szrama, Das wilde Kind von Hameln. Historischer Roman, 316 Seiten, ET 31.8.2015 bei acabus
  11. Erika Swyler, Das Geheimnis der Schwimmerin. Roman, 448 Seiten, ET 17.10.2016 beim Limes Verlag
  12. Corinna Kegel, Die fabelhafte Welt der Hochsensiblen und Hochbegabten. 224 Seiten, ET 24.10.2016 im Gütersloher Verlagshaus
  13. Petra Hartlieb, Ein Winter in Wien. 176 Seiten, ET 21.9.2016 bei Kindler
  14. Sylvia Schenk, Schnell dein Leben. 160 Seiten, ET 25.7.2016 bei Hanser
  15. Anna Galkina, Das kalte Licht der fernen Sterne. Roman, 218 Seiten, ET 15.2.2016 in der Frankfurter Verlagsanstalt
  16. Sally Perel, Ich war Hitlerjunge Salomon 256 Seiten, ET 9.5.2016 bei Heyne
  17. Arnon Grünberg, Muttermale. Roman, 448 Seiten, ET 30.9.2016 bei KiWi
  18. Hannelore Grünberg-Klein, Ich denke oft an den Krieg … 176 Seiten, ET 30.9.2016 bei KiWi
  19. Kathrin Schmidt, Kapoks Schwestern. Roman, 448 Seiten, ET 8.9.2016 bei KiWi
  20. Jessica Schober, Wortwalz. Eine Reporterin auf Wanderschaft. 240 Seiten, ET 25.1.2016 bei Edel
  21. Anna Magdalena Bössen, Deutschland ein Wandermärchen. Unterwegs mit einem Koffer voller Gedichte. 368 Seiten, ET 9.5.2016 bei Ludwig
  22. Hermann Scherer, Glückskinder. So wird jeder chancenintelligent. 240 Seiten bei Piper
  23. Wilhelm Christoph Warning, Fremdenzimmer. 16 junge Männer aus Syrien und ihre Geschichten. 172 Seiten, ET September 2016 bei Sieveking
  24. Pei-Yu Chang, Hundebraten süßsauer. Kochbuch der chinesischen Hausmannskost. 72 Seiten, ET Oktober 2016 bei Kunstanstifter
  25. Ramita Navai, Stadt der Lügen. Liebe, Sex und Tod in Teheran. 288 Seiten, ET 10.6.2016 bei Kein & Aber
  26. Eva Müller, Richter Gottes. Die geheimen Prozesse der Kirche. 256 Seiten, ET 13.10.2016 bei KiWi
  27. Antoine Laurain, Das Bild aus meinem Traum. Roman, 192 Seiten, ET 14.10.2016 bei Hoffmann & Campe
  28. Ilja Leonard Pfeijffer, Das schönste Mädchen von Genua. Roman, 432 Seiten, ET 17.6.2016 im Aufbau Verlag
  29. Daniel Holbe, Die Petrusmünze. Thriller, 363 Seiten, im Aufbau Verlag

Ich wünsche allen meinen Leserinnen und Lesern schöne Leseerlebnisse in den kommenden Monaten!

PS: Ich werde in den letzten Wochen oft gefragt, ob der Name „Lesekabinett Leipzig“ nach dem Umzug bestehen bleibt. Ja.

Rezension: Sophia Khan, Das Leuchten meiner Welt

Die Debutautorin Sophia Khan ist die Tochter eines pakistanischen Vaters und einer amerikanischen Mutter. Die 31-Jährige lebte in beiden Ländern, reist viel und wohnt seit einigen Jahren in Islamabad.

Wie fühlt es sich an, zu erfahren, dass die eigene Mutter ein geheimes Parallelleben geführt hat? Irenies Mutter verschwand vor fünf Jahren. Seitdem lebt die 15jährige mit ihrem Vater allein. Sie übernimmt den Haushalt, die beiden reden wenig miteinander. Auch nicht über das Verschwinden der Mutter. Bis Irenie auf dem Dachboden eine Kiste mit Briefen findet. Für sie eröffnet sich ein großes Geheimnis ihrer Mutter, dem sie von da an nachgeht und deren Spuren sie bis nach Pakistan führen.

Die Autorin gibt sich viel Mühe, die Charaktere sehr genau zu zeichnen. Die Perspektiven zwischen den Protagonisten wechseln sich ständig ab, was herausfordernd und gleichzeitig interessant ist. Auch das Aufzeigen der Verbindungen zwischen dem Nahen Osten und Amerika gelingt der Autorin gut. Als Leserin bekomme ich ein lebhaftes Bild von Irenies amerikanisch-pakistanischer Familie und auch die Schauplätze und Nebenfiguren werden sehr anschaulich und detailliert beschrieben. Das lässt die Geschichte leider an vielen Stellen auch etwas zäh wirken.

Großes Minus sind für mich die jedem Kapitel vorangestellten Briefausschnitte, die an Kitschigkeit kaum zu überbieten sind. Ansonsten ist das Buch zwar gefühlvoll, aber erträglich. Als Leserin habe ich ein vorhersehbares Ende erwartet, wurde aber eines Besseren belehrt.

Fazit: Ein emotionales Buch, das tiefsinniger als eine leichte Strandlektüre ist. Dennoch ist die Geschichte an vielen Stellen zu schnulzig und langatmig erzählt. Ich bin dennoch gespannt, wie sich die nächsten Bücher der jungen Autorin entwickeln, da die amerikanisch-pakistanische Sichtweise sehr viel Potential für interessante Geschichten birgt.

Sophia Khan, Das Leuchten meiner Welt
Diana Verlag, 2016
Autorin der Rezension: Franziska Schmidt
#supportyourlocaldealer

Rezension: Christopher Bochdansky, Anmerkungen zur Umgebung

Der Titel des Buches klingt ebenso sperrig wie die Kurzvorstellung auf der Rückseite. Doch dieser erste Eindruck täuscht und führt den interessierten Leser in die Irre. Der Autor und Puppenspieler Christopher Bochdansky hat das Werk nach folgender Philosophie verfasst: „Die Sichtweise ist das Längenmaß der Umgebung. Alle hier versammelten Anmerkungen zur Umgebung beziehen sich auf Sichterfahrungen.“ Weil er aufzeigt, was sein könnte, stellt er die Welt der eigenen Erfahrungen auf den Kopf.

Der Inhalt
Christopher Bochdansky hat das Buch in fünf Gruppen untergliedert, sodass sich zwischen den einzelnen Kurzgeschichten ein thematischer Zusammenhang ergibt. Zusätzlich wird die Eindrucks-Sammlung durch zwei Trilogien ergänzt. Jeder Gruppe steht isoliert eine Episode voran, in welcher aus verschiedenen Facetten geschildert wird, wie Robinson Crusoe sowohl real als auch moralisch immer wieder Schiffbruch erleidet. Dabei erzählt der Autor nicht die tatsächliche Robinson Crusoe-Geschichte, sondern stellt dar, wie es vielleicht auch hätte sein können.

Wenn die reale Welt aus den Fugen gerät
Christopher Bochdanskys Stil ist gewöhnungsbedürftig. Er schildert Eindrücke und Begebenheiten in kurzen und knappen Sätzen – wie Gedankensplitter eben. Die Kurzgeschichten wirken deshalb eher als Form moderner Lyrik. Bochdansky lässt die bekannte, berechenbare Welt, die auf physikalischen Gesetzen basiert, komplett aus den Fugen geraten. Unter anderem behauptet er, dass Porzellantassen die einzigen Gegenstände seien, die ein Schiffsunglück überlebt haben oder dass Äpfel auf die Bäume zurückspringen. Für den Leser, die vollkommen in Bochdanskys Welt der Kurzgeschichten eintaucht, schwindet mit zunehmender Dauer der Lektüre das Vertrauen in das Bekannte und Vertraute. Als augenzwinkernden Seitenhieb lässt Bochdansky Robinson Crusoe immer wieder aufs Neue auf absurde Weise scheitern. Dieser Aspekt dürfte vor allem Lesern Spaß machen, die Daniel Defoes Original kennen und mögen.

Mein Fazit
„Anmerkungen zur Umgebung“ sollte man als Gesamtkunstwerk zusammen mit den Illustrationen lesen. Bochdansky hat Phantasie – vielleicht genau jenes Maß, das wir uns im Alltag nicht zutrauen.

Christopher Bochdansky, Anmerkungen zur Umgebung
Verlag Wortreich, Wien 2015
Autor der Rezension: Harry Pfliegl

Rezension: Johannes Anyuru, Ein Sturm wehte vom Paradiese her

Angesichts der aktuellen Flüchtlingsströme ist die Thematik in „Ein Sturm wehte vom Paradiese her“ aktueller denn je: Johannes Anyuru erzählt die Geschichte seines Vaters, der über zahlreiche Stationen aus Uganda nach Schweden floh und doch nirgendwo eine Heimat fand.

Der Inhalt
Ein Mann sitzt im Zug. Er weiß weder, was er dort macht, noch was er erlebt hat. Lediglich der Vollmond, der gerade über dem Horizont steht, ruft einen Schimmer Erinnerungen hervor. Seine eigene Geschichte kennt er aber immer noch nicht.

Der Mann ist der Vater des Autors.  Er wollte Kampfpilot in der ugandischen Luftwaffe werden und durchlief in den ausgehenden 1960er Jahren in Athen eine entsprechende Ausbildung. Doch kurz vor seinem Examen putschte sich Idi Amin 1971 an die Macht in Uganda. Seine Herrschaft sollte sich als eines der blutigsten Regimes in Afrika erweisen. Nun trifft der junge Mann eine Entscheidung mit weitreichenden Folgen: Entgegen den Befehlen kehrt er nicht nach Uganda zurück, sondern flüchtet nach Somalia, wo er schließlich aufgegriffen und auf brutale Weise verhört wird. Schließlich führt ihn seine persönliche Odyssee nach Schweden. Doch Heimatgefühl stellt sich nie ein.

Wenn der Sturm der Geschichte persönliche Schicksale hinwegfegt
Der Autor nutzt mehrere Zeitebenen, um die Geschichte seines Vaters zu erzählen, der selbst ohne Vater aufgewachsen ist. Seine einfühlsamen berühren mich als Leser. Doch Johannes Anyuru erzählt mehr als seine Familiengeschichte, mit der er auch einen Teil seiner persönlichen Vergangenheit aufarbeitet. Er vermittelt mir als Leser ein Gefühl dafür, wie Flüchtlinge den Verlust von Heimat und persönliche Einsamkeit empfinden. Mich beeindruckt, wie sehr es Johannes Anyuru schafft, aus der Distanz zu schreiben, obwohl er einen Teil seiner persönlichen Vergangenheit schildert.

Mein Fazit
Ein fesselnder und berührender Roman über das Schicksal eines Menschen, dessen persönliche Zukunft durch den Lauf der Geschichte brutal verändert wird. Leseempfehlung!

Johannes Anyuru, Ein Sturm wehte vom Paradiese her
Luchterhand Literaturverlag, München 2015
Autor der Rezension: Harry Pfliegl

Rezension: Mart Schreiber, Es muss brennen

Der Autor Mart Schreiber – dabei handelt es sich übrigens um ein Pseudonym – greift in „Es muss brennen“ ein äußerst sensibles Thema auf: Er beleuchtet den Umgang mit Migranten, nachdem in den Medien immer wieder von sexuellen Übergriffen berichtet wird. In zwei Geschichten wird die Diskrepanz zwischen der Willkommenskultur einerseits und der Angst vor oder dem Hass gegenüber dem Fremden deutlich.

Der Inhalt
Das Buch ist in zwei Geschichten geteilt. In der Titelgeschichte „Es muss brennen“ studiert Protagonist Dominik Jura und lebt glücklich in einer neuen Beziehung mit Laura. Dominiks Leben ändert sich schlagartig, als seine jüngere Schwester Nadine nur knapp einer Vergewaltigung durch drei afghanische Migranten entgeht. Nachdem sich andeutet, dass die Täter straflos davonkommen werden, entwickelt Dominik blanken Hass auf Ausländer. Zwar versucht Laura, Einfluss auf ihn zu nehmen, was jedoch nicht gelingt, da er ihr nichts von seinen aufkeimenden Hassgefühlen erzählt.

In „Finderlohn“ eilt der Ich-Erzähler Gustav zu einem wichtigen Geschäftstermin. Er zieht das Handy aus der Jackentasche und wird von einem kleinen Jungen aus dem Irak angesprochen. Der gibt ihm die 200 Euro zurück, die Gustav eben gerade verloren hatte. Weil er keine Zeit hat, gibt Gustav dem Jungen seine Visitenkarte. Dadurch verändert sich nicht nur sein Leben, sondern auch seine Persönlichkeit: Aus dem harten Geschäftsmann wir ein feinfühliger Mann, der menschlich denkt und handelt. Die harten Ansichten seiner Freundin Michaela gegenüber Ausländern ignoriert er dabei und lernt eine neue Wirklichkeit kennen.

Eine behutsame Herangehensweise
Autor Mart Schreiber nähert sich dem Thema Asyl und Asylpolitik behutsam und bedient sich dabei einer sachlichen Sprache, die mit zahlreichen Dialogen angereichert wird. Dadurch schafft er es, das für viele Leser abstrakte Thema in den Alltag zu ziehen. Zugleich schildert er nachvollziehbar die Einflüsse, denen die Protagonisten ausgesetzt sind. Dominiks Freundin beispielsweise ist ein Gutmensch, festgefahren in der eigenen Meinung und unfähig, auf Dominiks Gefühle einzugehen. Dominiks alten Freunde hingegen, zu welchen er sich immer mehr zurückzieht, sind chronische Ausländerfeinde. In der zweiten Geschichte zeigt der Autor, dass sich Menschlichkeit auch entgegen aller Widerstände aus dem privaten Bereich durchaus lohnen kann.

Die Schwächen des Buches
Erzählerisch überzeugt „Es muss brennen“ voll und ganz. Allerdings lassen sich verschiedene handwerkliche Mängel feststellen, die bei Selfpublishing-Werken oft vorkommen. So ist etwa die Qualität des Papiers nicht die beste und der Titel der zweiten Geschichte befindet sich auf der linken Seite. Das Cover hingegen ist gut gewählt. Es ist in den Farben rot und gelb gehalten, symbolisiert also das Feuer. Ein Migrant ist darauf nicht zu sehen, was aber eher positiv zu werten ist, weil dadurch beim Leser keine Vorurteile hervorgerufen werden.

Mein Fazit
Ein rundum gelungenes Buch zu einem sensiblen Thema. So mancher Leser dürfte zum Nachdenken angeregt werden.

Mart Schreiber, Es muss brennen
Amazon Distribution, 2016
Autor der Rezension: Harry Pfliegl