Harald Glööckler: Der Leipziger Hofstaat huldigt dem Prinzen

Um 12 Uhr trafen die ersten Schaulustigen am Messestand des Printsystem Medienverlages in Halle 3 ein. Um 13:30 sind die Gänge verstopft. Unwissende sehen eine Absperrung, eine Krone und einen Thron. Wer geduldig wartet, will ihm huldigen: Leipzig erwartet auf der Buchmesse Seine Majestät, The Prince of Pompöös Harald Glööckler. Um 14:00 ist dann alles dicht. Wenige Männer stehen unter den Wartenden, und der jüngste unter ihnen legt noch vor dem großen Moment eine Ohnmacht hin. Bis zum Eintreffen der Sanitäter versorgt ihn das Standpersonal mit Wasser und Toblerone.

Und dann, kurz nach 15:00, nach drei Stunden des Wartens für die ersten Treuen, ist er da, und alles ist wie bei Hofe: Glööckler does his best queen wave, das Publikum applaudiert. Eine Frau hat ein Tamburin mitgebracht, und immer wieder branden „Harald, Harald“-Rufe auf. Hände strecken sich dem Herrscher entgegen, und er klatscht sie ab und schüttelt sie. Es ist eine Mischung aus Staatsbesuch und Popkonzert. Allein der Blick auf den Herrscher macht schon glücklich, und eine signierte Autogrammkarte ist wie ein Millionengewinn bei Jauch. Dabei gibt es sein Buch „Jede Frau ist eine Prinzessin“, das heute als Weltpremiere zelebriert wird, nicht mal am Stand zu kaufen. Es kommt erst nach dem Wochenende in den Handel, einige wenige Glückliche haben schon ein Besprechungsexemplar (Danke!). Während Glööckler Hof hält, erfährt er, dass der FOCUS sein Buch zum schönsten Buch der Buchmesse gekürt hat.

Ich mag Menschen, die sich inszenieren. Und den Glööckler ab heute ganz besonders. Die signierte Karte für meine Sandra trage ich auf dem Heimweg wie einen Staatsschatz vor mir her. Ich würde sie mit meinem Leben verteidigen.

Hier mein Interview mit Harald Glööckler im Wortlaut:

?  Herr Glööckler, Sie versprechen jeder Frau, dass Sie eine Prinzessin sein kann. Ist das nicht ein bisschen …

!  (unterbricht) … sie sind, sie sind! Gehen Sie mal hin und legen Sie sich mit den Damen an und sagen Sie, sie wären es nicht. Dann kommen Sie hier nicht lebend raus!

?  Gibt es in anderen Ländern ein anderes Prinzessinnen-Bewusstsein?

!  Nein, in Amerika ist das genauso. Die wollen mich ja haben, weil sie alle sagen, sie sind auch Prinzessinnen. Die Prinzessin ist ja ein Stück Metapher für einen Traum aus der Kindheit. Jedes Mädchen möchte einmal Prinzessin sein. Sie möchte schön sein und nicht das Aschenputtel, und sie möchte auf den Ball gehen mit einem schönen Prinzen. Die meisten haben dann das mit dem Prinzen schon aufgegeben und sagen sich, dann probieren wir es mal mit dem Glööckler und der Prinzessin. Der Prinz ist nicht gekommen, deshalb können wir trotzdem noch Prinzessin werden.

?  Kann auch jeder ein Prinz sein?

!  Es kann auch jeder Prinz sein. Aber Prinzen sind Frösche, und die muss man küssen und dann an die Wand werfen. Das Problem: Die meisten Frauen küssen sie zwar, werfen sie dann aber nicht an die Wand. In der Tat: Es gibt auch viele Prinzen, und ich bin überrascht, wie viele Männer jetzt stark in den Vordergrund kommen und fragen, wann gibt es das Buch für uns – wir wollen ein Prinzenbuch!

?  Was erwartet uns demnächst aus den USA? *

Zwischen den Anwälten laufen jetzt konkrete vertragliche Gespräche. Es gibt verschiedene große Angebote von Firmen sowie für Reality Shows und für eigene Shows im amerikanischen Fernsehen. Die große Attention für mich in den USA ist ungewöhnlich, weil der Weg ja meist umgekehrt ist, dass wir etwas aus den USA holen. Die Amerikaner finden mich ganz toll, vor allem meine Idee des Luxus für die breite Masse und jede Frau zur Prinzessin zu machen.

?  Herr Glööckler, vielen Dank für das Gespräch.

!  Ich danke Ihnen.

* Anfang März 2012 ist Harald Glööckler nach Los Angeles geflogen, um dort mit Produzenten großer TV-Sender über einen Sprung nach Hollywood zu verhandeln. Er residierte im Beverly Hills Hotel, dem Hotel der Stars.

Interview: Detlef M. Plaisier

3 Gedanken zu “Harald Glööckler: Der Leipziger Hofstaat huldigt dem Prinzen

  1. Mit dem Verfasser des schöönsten Buches hab ich nicht so viel am Hut, ehrlich gesagt.

    Aber meine Angetraute hat sich sehr gefreut, als ich ihr zum 50. ein eigens vom Shirtinator angefertigtes T-Shirt geschenkt habe.
    Da stand in silbern-glitzernden Lettern drauf: „Ich schmeiß alles hin und werd Prinzessin!“

    Vielleicht ist ja doch was dran.

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  2. Herrlich! Wunderbar! Sehr unterhaltsam, I am very amused, Thank you Prince Pompöös und Detlef M. Plaisier! Ich denke, man kann sich darüber streiten, ob Frau als Prinzessin zwangsläufig auch pompös daherkommen muss; zweifelsohne tut jedoch Harald Glööckler vielen Damen einen Gefallen, indem er schöne Mode zu erschwinglichen Preisen kreiert.
    Ich mag den Harald. Er hat´s auch nicht immer leicht gehabt, und statt sich selbt zu bemitleiden, tut er viel Gutes, gerade auch außerhalb der Modewelt, damit andere eine bessere Kindheit / Jugend haben können als er. Prinz Glööckler hat eine Kunstwelt der Mode erschaffen; er selbst steht mit beiden Beinen fest auf dem Boden. Im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen hat er den Bezug zur Realität nicht verloren, und dafür schätze ich ihn.

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  3. Ich schliesse mich vorbehaltslos Mica an: Harald Glööckler ist ein bemerkenswerter Mann, der sich trotz seiner traumatischen Kindheitserfahrung nicht im Selbstmitleid badet, sondern sich an die Spitze gekämpft hat und sich selbst als Marke präsentiert. Dafür schätze und respektiere ich ihn sehr. Denn trotz seiner pompösen Ausstrahlung ist er doch so herrlich bodenständig und das macht ihn mehr als sympathisch. Dank ihm dürfen sich jetzt viele Damen, auch jene, die sich als Aschenputtel fühlen, endlich als Prinzessin ansehen.

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