Auf dem Weg zur „Leselust“ im Clara-Zetkin-Park sah ich gestern spontan in der Schweizer Bibliothek vorbei. Wie auf diesem Blog berichtet, hatte der Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband der Stadt Leipzig nach der diesjährigen Buchmesse eine Mini-Handbibliothek mit 100 Ausgaben Schweizer Literatur gestiftet. Die Bücher sind im Schachhäuschen des Clara-Zetkin-Parks untergebracht und können dort während der Öffnungszeiten ausgeliehen werden.
Bei meiner Ankunft saßen mehrere Personen vor dem Schachhäuschen und spielten Blitzschach. Als ich als Fremder das Häuschen betrat, kümmerte sich niemand darum. Ich konnte in aller Ruhe die „Handbibliothek“ ansehen: ein notdürftig gezimmertes Regal aus städtischer Produktion, darin Bücher von Schweizer Verlagen und Autoren, zum Teil noch eingeschweißt und weder thematisch noch nach Autoren geordnet. „Machen Sie sich doch Licht an!“, kommt von draußen eine Stimme.
Ich mache den Urheber aus. „Moment bitte“, sagt er, überlegt, zieht noch einmal auf dem Brett und kommt dann zu mir. Ich habe drei Bücher in der Hand. Die könne ich mit auf die Lesebänke hinter dem Schachhäuschen nehmen. Ob ich sie auch mit nach Hause nehmen könne? Klar, das geht auch. Wo ich mich denn eintragen müsse für die Ausleihe? „Eine Liste haben wir nicht. Wir haben ja mit den Büchern nichts zu tun, die stehen nur bei uns.“ Ich kann die Bücher ohne weitere Nachfrage mitnehmen. „Und denken Sie daran: Im November schließen wir das Schachhäuschen.“
Ich bin entsetzt über diesen unwürdigen Zustand. Hier ist das Kulturamt der Stadt Leipzig gefordert, nachzubessern und einen alternativen Standort zu suchen. Eine der großen Leipziger Buchhandlungen oder die Stadtbibliothek wären angemessene Lösungen und für Leser zentral zu erreichen.