Das US-Generalkonsulat auf der Leipziger Buchmesse 2015

Das US-Generalkonsulat Leipzig beteiligt sich auch in diesem Jahr mit Veranstaltungen zur amerikanischen Literatur am Lesefestival „Leipzig liest“. Einen Stand in den Hallen wird es nicht geben.

Quelle: http://german.leipzig.usconsulate.govDie inzwischen zur Tradition gewordene Lesung für Schüler in der Stadtteilbibliothek Volkmarsdorf setzt Generalkonsul Scott R. Riedmann fort. Er liest am Messedonnerstag auf Englisch und Deutsch aus Sarah L. Thomsons Büchern Imagine a Place und Imagine a Night.

Ebenfalls am Donnerstag präsentiert die amerikanische Autorin Amy Bloom in den Räumen des US-Generalkonsulats ihren neuen Roman Wir Glücklichen (Hoffmann und Campe Verlag). Amy Bloom eroberte mit Die unglaubliche Reise der Lillian Leyb die amerikanischen Bestsellerlisten und wurde 1995 mit ihrem Erzählungsband Liebe ist ein seltsames Kind für den National Book Award nominiert. In Wir Glücklichen erzählt die Autorin von großen Träumen, Skandalen und Betrügereien und von unvergesslichen Charakteren im Amerika der 1940er Jahre. Die Lesung und das anschließende Gespräch werden von Jörg Thadeusz, RBB, moderiert; die Schauspielerin Milena Karas liest aus der deutschen Fassung des Romans. Eine weitere Lesung der Autorin findet am Freitag, 10:30 Uhr auf dem Messegelände im Forum International statt.

Die Daten der Veranstaltungen:

Donnerstag, 12.03.2015, 08:30 Uhr
US-Generalkonsul Scott R. Riedmann liest
auf Englisch und Deutsch aus Sarah L. Thomsons Kinder- und Jugendbüchern Imagine a Place und Imagine a Night
Bibliothek Volkmarsdorf, Torgauer Platz 3

Amy BloomDonnerstag, 12.03.2015, 19:00 Uhr
Amy Bloom: Wir Glücklichen
Lesung in Anwesenheit der Autorin
Grußwort: US-Generalkonsul Scott R. Riedmann
Moderation: Jörg Thadeusz, RBB
Deutsche Lesung: Milena Karas
Veranstaltung in Kooperation mit dem Hoffmann und Campe Verlag
US-Generalkonsulat Leipzig, Wilhelm-Seyfferth-Str. 4
Achtung: Einlass nur nach vorheriger Anmeldung bis zum 11. März 2015 unter LeipzigUSConsulate@state.gov

 

 

Bildquelle US-Generalkonsul Scott R. Riedmann: http://german.leipzig.usconsulate.gov
Bildquelle Buchcover: http://www.hoffmann-und-campe.de

„Have I told you lately how wonderful you are?“: US-Konsulin Teta M. Moehs liest Barack Obama

„Und denk dran, du musst sie mit Frau Konsulin ansprechen“. Ja, ich habe daran gedacht. Als Teta M. Moehs (Möös? Nein, Moos) im August 2011 als Konsulin für öffentliche Angelegenheiten an das US-Generalkonsulat nach Leipzig kam, hatte sie schon Stationen in Peking und Seoul hinter sich. „Klar ist das ein Unterschied“, sagt sie rückblickend. „Aber alle Städte sind irgendwie eine Baustelle“. Und so ganz fremd ist ihr Leipzig nicht: Verwandte der Konsulin aus Siebenbürgen handelten einst auf der Leipziger Pelzmesse, und eine Großtante war gar Hebamme in der Messestadt. Mitteldeutschland sei „eine tolle Region“, und in Leipzig spüre man noch immer den Geist des Umbruchs.

[Der Mann für den Text] Konsulin Tita M. Moehs liest Barack Obama. Foto Detlef M. Plaisier

[Der Mann für den Text] Konsulin Teta M. Moehs liest Barack Obama. Foto Detlef M. Plaisier

Genug des Lobes. Heute muss Teta M. Moehs Schüler eines Leistungskurses Englisch am Kreativitätsgymnasium Leipzig und zwei vierte Klassen der Hans-Christian-Andersen-Grundschule begeistern. Kinder verteilen keine Vorschusslorbeeren. Schnell bringt die Konsulin zusammen mit ihrer Praktikantin Diana Labisch die Zuhörer auf ihre Seite. „Manchmal müsst ihr mir noch bei meinem Deutsch helfen“, kokettiert sie und nimmt Ängste: „Als ich mit 13 in Frankreich war, haben mir vier Jahre Französisch auch nicht viel geholfen.“

[Der Mann für den Text ] Nach der Lesung noch etwas schmökern. Foto: Detlef M. Plaisier

[Der Mann für den Text ] Nach der Lesung noch etwas schmökern. Foto: Detlef M. Plaisier

Mittelpunkt der Lesung ist das Kinderbuch von Barack Obama „Of Thee I Sing. A Letter to My Daughters“, das er im Oktober 2010 veröffentlicht und den „First Girls“, seinen beiden Töchtern gewidmet hat. Barack Obama? „Das ist der amerikanische Bundespräsident.“ Der kurze Text ist eine  Schnellpräsentation von 13 amerikanischen Helden und ein Lobpreis ihrer Tugenden. George Washington, Martin Luther King und Neil Armstrong sind dabei, aber auch eher unbekannte Persönlichkeiten wie Jackie Robinson und Jane Addams. Das Echo nach der Veröffentlichung reichte von „Liebeserklärung“ bis „inhaltlich dünn und lehrerhaft“. Diese Kritik blieb heute außen vor. Konsulin Teta M. Moehs las die Texte in der englischen Originalfassung, stellte Fragen und erläuterte schwierige Vokabeln. Favorit der (kleineren) Zuhörer war eindeutig Neil Armstrong. „Und Sigmund Jähn war der erste Deutsche auf dem Mond!“ Die Konsulin bewältigte die schulmeisterlichen Versuchungen souverän und regte ihre Zuhörer an, nach Ende der Lesung noch in den mitgebrachten Büchern zu stöbern.

Ein gelungener Auftakt vor vier Tagen Spaß und Stress auf der Buchmesse. So sollte Schulpädagogik sein!

Erster Tag der Leipziger Buchmesse 2012

Auf gehts mit neuen Schuhen und neuer Arbeitstasche in knallorange zum ersten Messetag. Der beginnt mit einem Ärgernis: Presse und Fachbesucher dürfen erst ab 10:00 die Hallen betreten. In den letzten Jahren war 09:30 üblich. Auf telefonische Anfrage erklärt mir die Pressestelle der Leipziger Messe, da es zu „vermehrtem Bücherklau“ gekommen sei, habe man nun einen generellen Einlass auf 10:00 festgelegt. Auf meinen Einwand, dies doch bitte auch an Betroffene zu kommunizieren, zieht man sich auf die Website der Leipziger Buchmesse zurück. Die sei „ein Aushängeschild der Marke Leipziger Messe“ und bitte auch zu beachten.

Mein Messetag beginnt mit einem Rundgang bei Botschaften ausländischer Ausstellernationen. Auch in diesem Jahr ist das US-Generalkonsulat Leipzig wieder mit einem Stand vertreten (Halle 4, E 301). Pressereferentin Melanie Duong zeigt mir Bücher amerikanischer Verlage und Fachbücher, die nach der Buchmesse an mitteldeutsche Bibliotheken geschickt werden. Die Palette geht von Politik über fiction und nonfiction bis zu Kinderbüchern, Jobs und Zuckerberg. Auf dem Stand kann man sich auch zu den Themen Schüleraustausch und Praktika in den USA beraten lassen.  Das Generalkonsulat bietet im Rahmen von „Leipzig liest“ 21 Veranstaltungen an. Schöner Gag: Wer mag, kann sich mit Pappkamerad Obama fotografieren lassen und das Foto dann auf der Facebook-Präsenz des Konsulats sehen.

Wand an Wand informiert die China Book Trading GmbH über das Land der Mitte. Generaldirektor Genrui Zhang erzählt mir, viele Bücher seien auf Deutsch, einige in englischer Sprache. So könne man die chinesische Sprache lernen und sich über chinesische Kultur und Naturheilverfahren informieren. Einige der Bücher sind an den letzten beiden Messetagen auch käuflich zu erwerben. Als  Giveaway freue ich mich, wie schon im letzten Jahr, über einen Tischkalender mit chinesischen Tierkreiszeichen, der 2012 im Zeichen des Drachen steht.

In der nächsten Halle stoße ich auf einen anderen Aspekt Chinas: Charlotte Wagner verkauft als „Bildorchester“ Bildpostkarten mit eigenen Fotografien aus China (Halle 5, B 215). Es sind sehr persönliche Aufnahmen, abseits der Touristenpfade und einfühlsam. Wo die Aufnahmen im Land entstanden seien, wolle sie nicht sagen. Seit 2006 reist Charlotte Wagner regelmäßig nach China. Ihr Bild vom Land der Mitte habe sich seitdem sehr gewandelt, so wie es auch bei ihren Reisen in die USA der Fall war. Als ich mir 12 Karten aussuche, ist die Fotografin irritiert. Ich aber freue mich über eine ganz besondere Bereicherung meiner Postkartensammlung.

Mein  Highlight des Tages (alle anderen mögen mir verzeihen) gibt es schon mittags: In der LVZ-Autorenarena ( Halle 5, A 100) erzählen Egon Bahr und Peter Ensikat über ihr gemeinsames Buchprojekt „Gedächtnislücken“. Beide trennen 20 Jahre, und ja, es sei ruhig gesagt: Egon Bahr wird am letzten Tag der Buchmesse 90. Vor der ersten persönlichen Begegnung wussten beide schon voneinander: Ensikat kannte die Stimme von Egon Bahr aus dem RIAS („neben Onkel Tobias  aus dem Kinderfunk und Friedrich Luft, der Stimme der Kritik“), und Bahr bewunderte den Sprachjongleur Ensikat aus dem Kabarett „Die Distel“. Die halbe Stunde gerät zu einem vergnüglichen und informativen Streifzug durch die deutsche und internationale Geschichte. Bahr erinnert an die historische Rolle von Michail Gorbatschow im Abrüstungsprozess – und das Publikum applaudiert. Und Nixon, so plaudert Bahr, war ein „hervorragender Außenpolitiker, aber ein schlechter Charakter als Mensch“.

Mich hat dieser Auftritt sehr berührt. Ich werde nie die hemmungslosen Tränen von Egon Bahr beim Abschied von Willy Brandt in der SPD-Fraktion vergessen. Und ich denke dankbar an meine erste Begegnung mit Egon Bahr bei einer Diskussion mit Stefan Heym, Klaus Staeck und Gerhard Schröder im August 1989. Damals titelte ich „Auch die DDR wird sich verändern“. Egon Bahrs Vision von damals wurde schon weniger als drei Monate später durch den Mauerfall überholt: Auch 2010, so Bahr damals, würden noch zwei deutsche Staaten nebeneinander existieren.

Der nächste Termin ist ein Reinfall: Ich warte im Leipzig liest-Forum auf Mathias Gatza und seine Lesung aus „Augentäuscher“, erschienen im Graf Verlag. Der kommt nicht, und das Standpersonal in Gestalt einer sehr jungen Dame ist verunsichert und schweigt. Schade, wo doch das Rezensionsexemplar hier schon liegt.

Jetzt aber mal eben zum Mittag in die Buchhändler Lounge: Ein Paar Wiener, Kartoffelsalat und eine Automatenflasche 0,2 Cola für 6,90 Euro. Tipp: Wer nur 30 Minuten Zeit hat, sollte dort mittags nicht essen. Das Personal lächelt, ist aber komplett ungeschult und wäre bei der Slow Food-Bewegung besser aufgehoben.

Weiter geht’s zum Börsenverein des Deutschen Buchhandels (Halle 5, Stand D 500b). Den kann man nicht verfehlen: Hier liegt der rote Teppich. Während der gesamten Buchmesse können dort interessierte Leser ihre Meinung zu der Frage abgeben „Wie gestalten wir die Zukunft des Buches?“. Die Antworten werden auf Puzzleteilen niedergeschrieben. Das gesamte Bild dient dann als Grundlage einer Session auf dem BuchCamp 2012, das am 5. und 6. Mai 2012 auf dem mediencampus frankfurt stattfindet.  Zum KickOff bei Kaffee und Leipziger Lärchen hob Steffen Meier von Ulmer online die Kreativität der BuchCampler hervor,  die Entwicklung des Buchmarktes mit frischen Impulsen voranzutreiben.

Zum Abschluss des Tages in den Messehallen gibt’s zwei Preisverleihungen. Noch zehn Minuten. Fünf. Drei. Zwei. Eins. 30 Sekunden. Der Countdown zum Preis der Leipziger Buchmesse ist ein Ritual. Ausgezeichnet wird je ein Preisträger in den Kategorien Übersetzung, Sachbuch/Essayistik und Belletristik. In diesem Jahr geht der Preis in der populärsten Kategorie Belletristik, für viele Beobachter erwartet, an „Sand“ von Wolfgang Herrndorf (bei Rowohlt Berlin). Die Jury hob hervor, dass der Leser Herrndorf in albtraumhafte Geschehnisse mit unvorstellbarer Leichtigkeit folge. Herrndorf sei ein „großer Erzähler“, der „allerbestens unterhalte“. Der Gewinner konnte aus gesundheitlichen Gründen bei der Preisverleihung nicht persönlich anwesend sein. Der Preis ist in jeder Kategorie mit 15.000 Euro dotiert.

Etwas intimer und in kleinerem Rahmen geht es bei der ersten Verleihung des Literaturpreises SERAPH zu, ausgelobt von der Phantastischen Akademie Mannheim. Beide Preisträger zeigten sich überrascht: Christian von Alster, Sieger in der Kategorie „Bestes Buch“ , sprach wortgewandt von einem „Irrtum“ – und freute sich sichtlich, ebenso wie Nina Maria Marewski, die für „Die Moldau im Schrank“ den mit 2.000 Euro dotierten Förderpreis als bester Debutant erhielt. Das Preisgeld wurde von den Stadtwerken Leipzig gestiftet und symbolisch durch einen großen Scheck von Frauke Riva, Leiterin Unternehmenskommunikation des Leipziger Energieversorgers, übergeben. Eine Rezension des Siegertextes erfolgt demnächst hier.

So, und das Abendprogramm fällt aus. Ich bin platt. Was verpasse ich? Die Lange Leipziger Lesenacht in der Moritzbastei. Und Paul Panzer in der Arena. Wir sehen uns morgen in den Hallen!

(Alle Fotos: Detlef M. Plaisier)