Fotostrecke: Meine Begegnungen auf der Leipziger Buchmesse 2013 (Copyright aller Fotos: Detlef M. Plaisier)

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Hallo, Egon Bahr: Mein Freund Willy Brandt

[Der Mann für den Text] Egon Bahr auf der Leipziger Buchmesse 2013. Foto: Detlef M. Plaisier

[Der Mann für den Text] Egon Bahr auf der Leipziger Buchmesse 2013. Foto: Detlef M. Plaisier

Willy Brandt wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden. Seine politische Lebensleistung ist hinlänglich bekannt und gewürdigt worden. Doch was machte den großen Sozialdemokraten persönlich aus? Was prägte ihn und lenkte seine Entscheidungen? Niemand ist berufener, darüber zu berichten, als sein Weggefährte Egon Bahr. Beide verband eine tiefe persönliche Freundschaft über die politischen Grundüberzeugungen hinaus. Egon Bahr hat diese Beziehung jetzt in einem Buch niedergeschrieben. „Das musst du erzählen“ ist ein Geschichtsbuch und zugleich ein persönlich sehr berührender Text.

Nach seiner letzten Begegnung mit dem Freund Willy Brandt habe er sich „schrecklich allein, wie gelähmt“ gefühlt, schildert Egon Bahr im Gespräch. Dass „der Willy“ auf die Frage seines Sohnes Lars am Sterbebett, wer seine Freunde im Leben gewesen seien, einfach nur „Egon“ geantwortet habe, schätze er höher als jede Auszeichnung. Egon Bahr gewährt mit seinem Buch Einblicke in eine verlässliche und zugleich fragile Beziehung zweier Männer im Rampenlicht: Nein, man durfte Willy Brandt nicht zu nah kommen. „Er schloß sich nur auf, wenn er es wollte, und ich war auch keine Plaudertasche“ beschreibt Egon Bahr die Basis des wechselseitigen Vertrauens. Brandts Position sei immer das Ergebnis überwundener Zweifel gewesen. „Deswegen war er klar und unverrückbar.“

Wenn Egon Bahr erzählt, nimmt er Personen der Weltgeschichte ihre Überhöhung. Gromyko, Breshnew, Kissinger, Herbert Wehner und Helmut Schmidt – Bahrs Bewertungen machen Mächtige menschlich. Ein lesenswertes Buch eines großartigen Mannes, auch für Menschen, die sich von der Politik abgewendet haben. (Rezension folgt)

Leipziger Buchmesse 2013: Da gehe ich hin

[Der Mann für den Text] Vorbereitung Leipziger Buchmesse 2013

[Der Mann für den Text] Vorbereitung Leipziger Buchmesse 2013

Die Vorbereitung der Buchmesse ist richtig harte Arbeit. Nachdem ich das Programm jetzt zwei Tage durchgearbeitet habe, finde ich es noch spannender als im letzten Jahr. Na klar, und wieder gibt es Doppelbelegungen bei Lesungen, die ich unbedingt hören möchte. Aber manche Autoren sind ja mehrfach an verschiedenen Tagen präsent, so dass ich da jonglieren kann. So wie es aussieht, bleibt auch in diesem Jahr das Segment Hörbücher weitgehend außen vor. Und auch in diesem Jahr bin ich wieder leicht zu erkennen: Der große Bär mit der knallorangen Umhängetasche ….

An allen Tagen unternehme ich einen Länderrundgang von A wie Albanien bis U wie Ukraine. Dazu kommen folgende Veranstaltungen in den Hallen und in der Stadt:

Mittwoch, 13. März

10:00  Teta M. Moehs, Konsulin für öffentliche Angelegenheiten im US-Generalkonsulat Leipzig, stellt das Kinderbuch „Of Thee I Sing. A Letter to My Daughters“ von Barack Obama vor (Bibliothek Volkmarsdorf, Torgauer Straße 3)

Donnerstag, 14. März

10:00  Christian Anders, Das Buch des Lichts Band 4. Halle 3 / E 401 „buch aktuell“ (auch Freitag, 15. März und Samstag, 16. März, jeweils 10:00 ebenda)

10:30  Heiner Lauterbach, Man lebt nur zweimal. Halle 3 / C 501 ARD TV-Forum (auch am gleichen Tag um 20:00 in den Passage Kinos und Freitag, 15. März um 12:30 in der LVZ-Autorenarena, Halle 5 / A 100)

10:30  Sabine Ebert, 1813 – Kriegsfeuer. Halle 5 / A 100, LVZ-Autorenarena. Weitere Termine am Donnerstag: 15:15 beim MDR in der Glashalle, 19:30 in der Nikolaikirche / Freitag, 15. März: 13:00 Halle 5 / A 200 Förderverein Völkerschlachtdenkmal / Samstag, 16. März: 11:00 beim ARD TV-Forum Halle 3 / C 501 / Sonntag, 17. März: 11:30 auf dem Blauen Sofa. Signierstunden mit Sabine Ebert: Freitag, 15. März, 14:30 Autorenbuchhandlung / Samstag, 16. März, 18:00 ebenda / Sonntag, 17. März, 14:00 Bahnhofsbuchhandlung LUDWIG und 16:00 bei lehmanns media, Grimmaische Straße 10

12:00  Hellmuth Karasek, Auf Reisen. Halle 5 / E 315 „Berliner Zimmer“ (auch am selben Tag um 15:00 in der LVZ-Autorenarena und um 19:00 in der Stadtbibliothek). Signierstunde: 14:00 in der Autorenbuchhandlung

13:00  John Lanchester, Deutschlandbilder. Halle 4 / E 401 „Café Europa“ (auch am Freitag, 15. März um 12:00 ebenda und am Samstag, 16. März um 12:00 auf dem Blauen Sofa in der Glashalle mit Wolfgang Herles)

13:30  Margot Käßmann, Gott will Taten sehen. Glashalle, Empore Nord 3sat (auch am selben Tag um 16:00 auf der Leseinsel Religion in Halle 3 / A 200 und um 17:00 in der LVZ-Autorenarena). Signierstunde: 17:30 in der Autorenbuchhandlung

14:00  Workshop: In drei Schritten zum eigenen Buch. Halle 5 / A200 epubli (wird an allen Tagen mehrfach wiederholt)

14:00  Waldemar Hartmann, Dritte Halbzeit. Halle 5 / A 100 LVZ-Autorenarena (auch am selben Tag um 15:00 in Halle 5 / E 410a taz.studio und um 19:00 im Bayerischen Bahnhof)

15:00  Erich Loest, Löwenstadt. Halle 5 / A 200 Förderverein Völkerschlachtdenkmal

15:30  Egon Bahr, Erinnerungen an Willy Brandt. Halle 5 / A 100 LVZ-Autorenarena (auch am selben Tag um 17:00 im ARD TV-Forum Halle 3 / C 501 und um 19:00 im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig, außerdem am Freitag, 15. März um 14:30 auf dem Blauen Sofa)

17:00  Happy Hour Brasil – Das Gastland der Frankfurter Buchmesse 2013 lädt alle Brasilien-Interessierten zu einem Get Together ein, Halle 4 / B 501

17:30  Happy Hour Österreich. Halle 4 / D 213

19:00  Lange Leipziger Lesenacht, Moritzbastei

20:00  Unter Freunden. Ein Abend mit Amos Oz in der Deutschen Nationalbibliothek

Freitag, 15. März

10:30  Linus Reichlin, Das Leuchten in der Ferne. Glashalle Blaues Sofa (auch am selben Tag um 19:30 im Telegraph, Dittrichring 18)

11:00  Irina Liebmann, Drei Schritte nach Russland. Halle 5 / E 315 „Berliner Zimmer“. Weitere Termine am Freitag: 12:00 in der Glashalle bei ARTE und um 19:30 im Vortragssaal der Albertina. Termine am Samstag, 16. März: 10:00 auf dem Blauen Sofa / 11:00 in der LVZ-Autorenarena / 14:00 in der Glashalle beim MDR

11:15  Speeddating: Karrieretag Buch & Medien. Börsenverein des Deutschen Buchhandels auf der CCL Mehrzweckfläche 2

11:30  Michail Gorbatschov, Alles zu seiner Zeit. Halle 5 / A 100 LVZ-Autorenarena. Zwei weitere Termine mit Michail Gorbatschov am Freitag: 12:30 auf dem Blauen Sofa und um 16:00 in der Peterskirche gemeinsam mit Hans-Dietrich Genscher und Theo Sommer

12:00  Joy Fleming, Über alle Brücken. Halle 5 / A 100, LVZ-Autorenarena, auch am selben Abend um 20:00 in der LVZ Kuppelhalle und am Samstag, 16. März, um 15:00 im Forum Hörbuch + Literatur, Halle 3 / B 500

14:00  Marina Weisband, Wir nennen es Politik. Halle 5 / E 410a taz.studio (auch am selben Tag um 15:30 im ARD TV-Forum Halle 3 / C 501 und um 19:30 im Centraltheater sowie am Vortag, Donnerstag, 14.März bei der Tropen-Party im Club Tropicana, Galerie für Zeitgenössische Kunst, Karl-Tauchnitz-Straße 9-11 ab 21:30 Uhr)

14:30  Martin Walser, Meßmers Momente. Halle 3 / C 501 ARD TV-Forum (auch Samstag, 16. März um 13:00 in der LVZ-Autorenarena und um 16:00 auf dem Blauen Sofa)

16:00  Jochen Till, Bekenntnisse eines Serienjunkies. Halle 5 / C 300 dotbooks

19:00  Fontane in Leipzig, Literarisch Reisen im Kaffeehaus Riquet, Schuhmachergäßchen 1

19:00  Thomas de Maizière: Damit der Staat dem Menschen dient. Deutsche Bundesbank, Hauptverwaltung, Alte Messe, Straße des 18. Oktober 48

21:00  Stasiratte. Jana Döhring, ehemaliger Stasispitzel, stellt ihren autobiographischen Roman vor. Museum in der „Runden Ecke“, Dittrichring 24

Samstag, 16. März

10:30  Signierstunde Cordula Stratmann, Autorenbuchhandlung

11:30  Christine Kaufmann, Scheinweltfieber. Halle 5 / A 100 LVZ-Autorenarena (auch Freitag, 15. März um 19:00 im GRASSI Museum und Sonntag, 17. März, um 15:00 auf dem Blauen Sofa. Signierstunde: Samstag, 12:30 in der Autorenbuchhandlung)

11:30  Autorengespräch Selfpublishing, Halle 5 / B 600 autoren@leipzig

12:00  Christoph Schneider, Das Erbe der Zeit. Halle 2 / G 207 Fantasy-Leseinsel

13:30  Gregor Gysi, Wie weiter? Halle 3 / C 501 ARD TV-Forum (auch am selben Tag um 14:30 beim MDR in der Glashalle und um 17:00 in der LVZ-Autorenarena)

15:30  Stefan Kornelius, Angela Merkel – Die Kanzlerin und ihre Welt. Glashalle Blaues Sofa (auch am Freitag, 15. März um 19:00 in der Stadtbibliothek)

16:00  Spaziergang durch Leipzig, Hörbuch Präsentation. Halle 3 / B 500 Forum Hörbuch

17:00  Meike Winnemuth, Das große Los bei Jauch. Halle 3 / E 211 Sachbuchforum

18:00  LitPop, Literaturparty im Neuen Rathaus

19:00 – 06:00 ANTI-POP Lesung und Party. Dark Flower, Hainstr. 12-14

20:00  Balkan-Nacht, UT Connewitz, Wolfgang-Heinze-Str. 12 A

Sonntag, 17. März

10:30  Friedrich Schorlemmer, Klar sehen und doch hoffen. Glashalle Blaues Sofa (am selben Tag auch um 14:00 beim MDR in der Glashalle und um 15:00 im ARD TV-Forum Halle 3 / C 501 und um 16:30 in der LVZ-Autorenarena. Weiterer Termin: Samstag, 16. März um 19:00 im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig)

11:00  Wigald Boning, Halle 5 / A 100 LVZ-Autorenarena. Signierstunde am selben Tag um 12:30 in der Autorenbuchhandlung

11:00  Signierstunde Claudia Gülzow (TV-Maklerin „Mieten, kaufen, wohnen“), Autorenbuchhandlung

11:30  Rudi Gutendorf, Ein Leben für den Fussball. Halle 3 / B 500 Forum Hörbuch + Literatur

12:00  Simon Winchester, Der Atlantik. Glashalle Blaues Sofa. Weiterer Termin: Donnerstag, 14. März, 20:45 im Aquarium des Zoo Leipzig

12:30  Josef Brainin, Der Staubleser. Halle 4 / D 213 Österreichisches Kaffeehaus

13:00  Iris Wolff, Halber Stein. Ein Romandebüt über Siebenbürgen. Halle 4 / B 600, Literaturcafé

13:30  Claus Kleber, Spielball Erde. Halle 3 / E 211 Sachbuchforum. Vier weitere Termine am Samstag: 12:30 auf dem Blauen Sofa / 14:30 in der LVZ-Autorenarena / 16:45 beim MDR in der Glashalle / 20:30 im Museum der Bildenden Künste

14:30  Babet Mader, hungrig. Ein Romandebüt. Halle 5 / D 200 Leseinsel Junge Verlage

14:30  Christine Neder, 40 Festivals in 40 Wochen. Ein Selbstversuch. HAlle 4 / A 401 Musik-Café KlangQuartier. Ein Video dazu gibt es hier.

20:00  Bender Merlot Barrel Selection, Pfalz 2009 

Erster Tag der Leipziger Buchmesse 2012

Auf gehts mit neuen Schuhen und neuer Arbeitstasche in knallorange zum ersten Messetag. Der beginnt mit einem Ärgernis: Presse und Fachbesucher dürfen erst ab 10:00 die Hallen betreten. In den letzten Jahren war 09:30 üblich. Auf telefonische Anfrage erklärt mir die Pressestelle der Leipziger Messe, da es zu „vermehrtem Bücherklau“ gekommen sei, habe man nun einen generellen Einlass auf 10:00 festgelegt. Auf meinen Einwand, dies doch bitte auch an Betroffene zu kommunizieren, zieht man sich auf die Website der Leipziger Buchmesse zurück. Die sei „ein Aushängeschild der Marke Leipziger Messe“ und bitte auch zu beachten.

Mein Messetag beginnt mit einem Rundgang bei Botschaften ausländischer Ausstellernationen. Auch in diesem Jahr ist das US-Generalkonsulat Leipzig wieder mit einem Stand vertreten (Halle 4, E 301). Pressereferentin Melanie Duong zeigt mir Bücher amerikanischer Verlage und Fachbücher, die nach der Buchmesse an mitteldeutsche Bibliotheken geschickt werden. Die Palette geht von Politik über fiction und nonfiction bis zu Kinderbüchern, Jobs und Zuckerberg. Auf dem Stand kann man sich auch zu den Themen Schüleraustausch und Praktika in den USA beraten lassen.  Das Generalkonsulat bietet im Rahmen von „Leipzig liest“ 21 Veranstaltungen an. Schöner Gag: Wer mag, kann sich mit Pappkamerad Obama fotografieren lassen und das Foto dann auf der Facebook-Präsenz des Konsulats sehen.

Wand an Wand informiert die China Book Trading GmbH über das Land der Mitte. Generaldirektor Genrui Zhang erzählt mir, viele Bücher seien auf Deutsch, einige in englischer Sprache. So könne man die chinesische Sprache lernen und sich über chinesische Kultur und Naturheilverfahren informieren. Einige der Bücher sind an den letzten beiden Messetagen auch käuflich zu erwerben. Als  Giveaway freue ich mich, wie schon im letzten Jahr, über einen Tischkalender mit chinesischen Tierkreiszeichen, der 2012 im Zeichen des Drachen steht.

In der nächsten Halle stoße ich auf einen anderen Aspekt Chinas: Charlotte Wagner verkauft als „Bildorchester“ Bildpostkarten mit eigenen Fotografien aus China (Halle 5, B 215). Es sind sehr persönliche Aufnahmen, abseits der Touristenpfade und einfühlsam. Wo die Aufnahmen im Land entstanden seien, wolle sie nicht sagen. Seit 2006 reist Charlotte Wagner regelmäßig nach China. Ihr Bild vom Land der Mitte habe sich seitdem sehr gewandelt, so wie es auch bei ihren Reisen in die USA der Fall war. Als ich mir 12 Karten aussuche, ist die Fotografin irritiert. Ich aber freue mich über eine ganz besondere Bereicherung meiner Postkartensammlung.

Mein  Highlight des Tages (alle anderen mögen mir verzeihen) gibt es schon mittags: In der LVZ-Autorenarena ( Halle 5, A 100) erzählen Egon Bahr und Peter Ensikat über ihr gemeinsames Buchprojekt „Gedächtnislücken“. Beide trennen 20 Jahre, und ja, es sei ruhig gesagt: Egon Bahr wird am letzten Tag der Buchmesse 90. Vor der ersten persönlichen Begegnung wussten beide schon voneinander: Ensikat kannte die Stimme von Egon Bahr aus dem RIAS („neben Onkel Tobias  aus dem Kinderfunk und Friedrich Luft, der Stimme der Kritik“), und Bahr bewunderte den Sprachjongleur Ensikat aus dem Kabarett „Die Distel“. Die halbe Stunde gerät zu einem vergnüglichen und informativen Streifzug durch die deutsche und internationale Geschichte. Bahr erinnert an die historische Rolle von Michail Gorbatschow im Abrüstungsprozess – und das Publikum applaudiert. Und Nixon, so plaudert Bahr, war ein „hervorragender Außenpolitiker, aber ein schlechter Charakter als Mensch“.

Mich hat dieser Auftritt sehr berührt. Ich werde nie die hemmungslosen Tränen von Egon Bahr beim Abschied von Willy Brandt in der SPD-Fraktion vergessen. Und ich denke dankbar an meine erste Begegnung mit Egon Bahr bei einer Diskussion mit Stefan Heym, Klaus Staeck und Gerhard Schröder im August 1989. Damals titelte ich „Auch die DDR wird sich verändern“. Egon Bahrs Vision von damals wurde schon weniger als drei Monate später durch den Mauerfall überholt: Auch 2010, so Bahr damals, würden noch zwei deutsche Staaten nebeneinander existieren.

Der nächste Termin ist ein Reinfall: Ich warte im Leipzig liest-Forum auf Mathias Gatza und seine Lesung aus „Augentäuscher“, erschienen im Graf Verlag. Der kommt nicht, und das Standpersonal in Gestalt einer sehr jungen Dame ist verunsichert und schweigt. Schade, wo doch das Rezensionsexemplar hier schon liegt.

Jetzt aber mal eben zum Mittag in die Buchhändler Lounge: Ein Paar Wiener, Kartoffelsalat und eine Automatenflasche 0,2 Cola für 6,90 Euro. Tipp: Wer nur 30 Minuten Zeit hat, sollte dort mittags nicht essen. Das Personal lächelt, ist aber komplett ungeschult und wäre bei der Slow Food-Bewegung besser aufgehoben.

Weiter geht’s zum Börsenverein des Deutschen Buchhandels (Halle 5, Stand D 500b). Den kann man nicht verfehlen: Hier liegt der rote Teppich. Während der gesamten Buchmesse können dort interessierte Leser ihre Meinung zu der Frage abgeben „Wie gestalten wir die Zukunft des Buches?“. Die Antworten werden auf Puzzleteilen niedergeschrieben. Das gesamte Bild dient dann als Grundlage einer Session auf dem BuchCamp 2012, das am 5. und 6. Mai 2012 auf dem mediencampus frankfurt stattfindet.  Zum KickOff bei Kaffee und Leipziger Lärchen hob Steffen Meier von Ulmer online die Kreativität der BuchCampler hervor,  die Entwicklung des Buchmarktes mit frischen Impulsen voranzutreiben.

Zum Abschluss des Tages in den Messehallen gibt’s zwei Preisverleihungen. Noch zehn Minuten. Fünf. Drei. Zwei. Eins. 30 Sekunden. Der Countdown zum Preis der Leipziger Buchmesse ist ein Ritual. Ausgezeichnet wird je ein Preisträger in den Kategorien Übersetzung, Sachbuch/Essayistik und Belletristik. In diesem Jahr geht der Preis in der populärsten Kategorie Belletristik, für viele Beobachter erwartet, an „Sand“ von Wolfgang Herrndorf (bei Rowohlt Berlin). Die Jury hob hervor, dass der Leser Herrndorf in albtraumhafte Geschehnisse mit unvorstellbarer Leichtigkeit folge. Herrndorf sei ein „großer Erzähler“, der „allerbestens unterhalte“. Der Gewinner konnte aus gesundheitlichen Gründen bei der Preisverleihung nicht persönlich anwesend sein. Der Preis ist in jeder Kategorie mit 15.000 Euro dotiert.

Etwas intimer und in kleinerem Rahmen geht es bei der ersten Verleihung des Literaturpreises SERAPH zu, ausgelobt von der Phantastischen Akademie Mannheim. Beide Preisträger zeigten sich überrascht: Christian von Alster, Sieger in der Kategorie „Bestes Buch“ , sprach wortgewandt von einem „Irrtum“ – und freute sich sichtlich, ebenso wie Nina Maria Marewski, die für „Die Moldau im Schrank“ den mit 2.000 Euro dotierten Förderpreis als bester Debutant erhielt. Das Preisgeld wurde von den Stadtwerken Leipzig gestiftet und symbolisch durch einen großen Scheck von Frauke Riva, Leiterin Unternehmenskommunikation des Leipziger Energieversorgers, übergeben. Eine Rezension des Siegertextes erfolgt demnächst hier.

So, und das Abendprogramm fällt aus. Ich bin platt. Was verpasse ich? Die Lange Leipziger Lesenacht in der Moritzbastei. Und Paul Panzer in der Arena. Wir sehen uns morgen in den Hallen!

(Alle Fotos: Detlef M. Plaisier)