Tolino umwirbt Selfpublisher – neobooks bleibt gelassen

tolinoAuf der Leipziger Buchmesse war es unter den Selfpublishern ein großes Thema: Tolino, die Allianz der deutschen Buchhändler Thalia, Weltbild, Hugendubel, Club Bertelsmann, Libri sowie einiger kleinerer Anbieter, startet Ende April mit einem eigenen Selfpublishing-Portal. Autoren können dann ihre eBooks direkt hochladen, was bisher nicht möglich war. Zulässig sind die Formate ePub und Word, ein Online-Editor ist integriert.

Kosten fallen für die Autoren nicht an, und die Auszahlungsquote soll, wie bei anderen Plattformen auch, 70 Prozent vom Netto betragen; zunächst begrenzt bis Ende Januar 2016. Die hochgeladenen eBooks erscheinen automatisch bei allen Tolino-Händlern. Autoren können sich jederzeit auch für Preisaktionen entscheiden. Weitere Vorteile: Verkaufszahlen werden tagesaktuell geliefert, Autoren sind nicht zur Exklusivität verpflichtet. Außerdem sollen erfolgreiche Autoren bei Tolino die Chance erhalten, in den angeschlossenen rund 1.500 lokalen Buchhandlungen ihr Werk gedruckt anzubieten.

blog1Über Amazon via Kindle Direct Publishing und Tolino könnten Autoren künftig etwa 90 Prozent des Marktes problemlos erreichen. Könnte dies Plattformen wie neobooks und BookRix Probleme bereiten, ihre Autoren zu halten? Eva-Maria Holzmair von der Verlagsgruppe Droemer Knaur bleibt gelassen: „Den Anteil von 90 Prozent halte ich für überzogen“, sagt sie mir. „Es dürften 70 bis 80 Prozent sein.“ Für neobooks sieht sie zunächst keine Einbußen und empfindet das Tolino-Modell sogar als Rückschritt: „Wir beliefern alle Händler aus einer Hand, und jetzt sollen die Autoren dies wieder selbst übernehmen.“ Tolino sei nicht der erste Konkurrent, der am Markt auftauche. „An unseren Wissensvorsprung müssen andere erst einmal herankommen“, meinst sie selbstbewusst. „Nicht umsonst scouten große Verlage bei uns neue Talente.“

„Leipzig liest“ zur Leipziger Buchmesse 2014: Das Programm ist online

Die erste eigenständige Leipziger Buchmesse nach der Wende im April 1991 war auch Startschuss für neue Ideen. Die alten Messekonzepte hatten sich überlebt. Doch wie sollten die neuen aussehen? In diese Situation fiel die Geburtsstunde von „Leipzig liest“. Seit 1992 ist die ganze Stadt eine einzige große Bühne für Literatur. Im Startjahr lasen 80 Autoren an knapp 160 Leipziger Orten. 1993 waren es schon 220 Veranstaltungen. Heute ist „Leipzig liest“, das größte europäische Lesefest, eine Mischung aus Marktschreierei und leisen, nachdenklichen Tönen. Gerade junge Autoren und Verlage punkten mit ausgefallenen Locations.

Auch dieses Jahr bietet „Leipzig liest“ einen Querschnitt nationaler und internationaler Literatur. Lesefans dürfen sich auf Autoren wie Margaret Atwood aus Kanada, Roy Jacobsen aus Norwegen, Abraham B. Jehoschua aus Israel, Jonathan Lethem aus den USA oder Steinunn Sigurðardóttir aus Island freuen.

Krimifans kommen bei den Lesungen von Simon Beckett aus Großbritannien sowie Arne Dahl und Håkan Nesser aus Schweden auf ihre Kosten. Natürlich schmücken auch deutsche Literaten das Programm; erleben Sie zum Beispiel Mirko Bonné, Kerstin Hensel, Navid Kermani, Angelika Klüssendorf, Moritz Rinke, Clemens J. Setz, Jens Sparschuh, Heinrich Steinfest oder Peter Wawerzinek. Einen Blick zu unseren östlichen Nachbarn gewährt der Programmschwerpunkt „tranzyt. Literatur aus Polen, der Ukraine und Belarus“.

Immer mehr Orte in Leipzig werden zu Lesebühnen. 2014 freuen sich unter anderem der Kulturhafen Riverboat, das Hotel de Pologne, die Mädlervilla, das Orientalische Institut, das Seniorenbüro Inge und Walter, das Wächterhaus im Norden Leipzigs oder die Arche Botanica auf Autoren und Zuhörer.

„Leipzig liest“ wäre nicht möglich ohne Partner. Das Blaue Sofa, ein Gemeinschaftsprojekt von Club Bertelsmann, Deutschlandradio Kultur und ZDF, lädt auch dieses Jahr Prominente ein, um Platz zu nehmen und zu diskutieren. Großen Andrang wird es auch wieder in der LVZ-Autorenarena der Leipziger Volkszeitung geben.

Das vollständige Programm kann unter www.leipzig-liest.de abgerufen werden. Mit „Meine Merkliste“ kann man über verschiedene Filter ein individuelles Programm zusammenstellen. Das gedruckte Programmheft „Leipzig liest“ erscheint am 1. März und liegt in Buchhandlungen, Bibliotheken, Ticket-Vorverkaufsstellen und allen Veranstaltungsorten in und um Leipzig aus. Im Online-Ticketshop der Leipziger Buchmesse ist das Heft für 2,50 Euro vorzubestellen und wird ab Anfang März zugesandt.